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Harmonie

von

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Zu Gast bei...

Kapitel 27: Zu Gast bei…

Einige hektische, enorm anstrengende, gewagte und durchaus gefährliche Aktivitäten, die Hermine und Harry in den letzten beiden Tagen hinter sich gebracht hatten, waren der Grund dafür, dass sie nun schon wieder in Severus Snapes Wohn-Bibliothekenabsteige saßen und nur hoffen konnten, dass der Kürbissaft, den sie tranken, weder vergiftet noch mit Veritaserum versetzt worden war.
 

Snape wirkte missmutig, ihr Getränk war also wahrscheinlich ungefährlich.
 

Vielleicht lag sein missbilligender Blick auch an dem Thema, das sie besprachen, oder die Ursache war allein darin zu suchen, dass Severus Snape immer missmutig aussah und sich so daran gewöhnt hatte, dass er zu gar keinem anderen Gesichtsausdruck mehr imstande war.
 

Hermine und Harry waren schon seit gestern hier. Zuerst waren sie in Slughorns Büro eingebrochen, hatten Vielsafttrank gestohlen und sich unter dem Tarnumhang aus dem Schloss geschlichen, bevor die Schulpolizei den Einbruch bemerkt hatte. Immer noch unter dem Tarnumhang verborgen, waren sie in den Verbotenen Wald geeilt und vom dortigen Apparationsplatz aus flohen sie dreißig Minuten später nach London.
 

Zusammen mit Herbert.
 

Sie hatten viele Stunden in der größten, magischen Bibliothek Europas verbracht und dann, als die Sonne untergegangen war und sie hoffen konnten, dass die meisten Angestellten des Ministeriums Feierabend hatten, half Herbert ihnen, den Minister persönlich zu Hause zu besuchen.
 

Sicher, es gab Banne, Sicherungen und alle mögliche Schutzvorkehrungen um dessen Haus. Nicht zuletzt zahlreiche Todesserazubis, die dafür sorgten, dass der Minister vor toleranten Ideen geschützt wurde. Doch Banne waren für Herbert kein Hindernis und keiner dieser Neutodesser war imstande, durch Tarnumhänge zu sehen.
 

Bis Mitternacht sprachen sie auf den völlig überrumpelten Minister ein. Sie drängten, drohten und lockten ihn, bis er bereit war, sich ihrer Idee zu öffnen.
 

Vielleicht wäre mehr möglich gewesen, vielleicht hätten sie noch mehr erreichen können, doch mussten sie schließlich vor einigen Todessern flüchteten, die dem Minister Punkt zwölf Uhr in der Nacht einen ihrer Kontrollbesuche abstatteten.
 

Angesichts der Tatsache, dass sie nun nicht mehr nach Hogwarts zurückgehen konnten, waren sie gezwungen gewesen, eine andere Unterkunft für die Nacht zu finden. Es hing mit ihrem Plan zusammen, dass sie diese bei Severus Snape suchten.
 

Widerwillig hatte er sie aufgenommen und ihnen mitgeteilt, dass ihr Verschwinden bemerkt worden war und der Dunkle Lord Kopfgeld auf beide – wenngleich dies in Harrys Fall wesentlich höher ausfiel als in Hermines - ausgesetzt hatte.
 

Sie unterbreiteten ihm ihre Idee. Snape war weder begeistert noch entsetzt. Dieser Tage schien ihm einfach alles egal zu sein. Er war für keine Seite, weil sich letzten Endes auch keine Seite etwas aus ihm machte…
 

Und nun saßen sie auch schon nicht mehr in diesem Zimmer, sondern standen, denn Snape war ebenfalls aufgestanden und hatte sie aufgefordert, ihm zu folgen.
 

Der nächste Besuch stand an.
 

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Trotz des milden Junitages fröstelte Hermine am ganzen Leib. Snape eilte voraus, Hermine und Harry huschten unter dem Tarnumhang verborgen hinterher. Herbert hatten sie bereits am Morgen zurück zu Hagrid geschickt.
 

Sie eilten an Blumen, blühenden Bäumen, Springbrunnen, in denen sich zwitschernd silbern leuchtende Vögel tummelten, und elfenbeinfarbenen Pavillons vorbei, bis der Kiesweg sie direkt vor ihr Ziel gebracht hatte.
 

Links und rechts standen hohe Marmorfiguren, die das Herz dieses Anwesens wie strahlende Wächter umstellten. Hermine blieb einen Augenblick stehen, da sie der prunkvolle Anblick, der sich ihr bot, lähmte. Sie zuckte zusammen und erwachte wie aus einem Traum, als sie auf einmal Harrys Hand auf ihrem Arm fühlte, der sie energisch mit sich in Richtung Eingang zog.
 

Der Raum, den sie betraten, war schlicht atemberaubend. Groß wie eine Turnhalle, alle Wände komplett in leuchtendem Weiß, so dass Hermine entgegen ihrer Abneigung das Gefühl hatte, im Himmel zu sein, wo sie gerade das Innere einer Wolke betrat.
 

Der glänzend polierte Boden spiegelte den goldverkleideten Stuck der Decke wider. Kristallleuchter, sicher ebenso teuer wie das Auto ihrer Eltern, hingen von der Decke.
 

Der Raum war hoch, vielleicht vier Meter oder höher. Mit Platin durchwirkte Marmorsäulen rankten sich wie miteinander kämpfende Schlangen an den Wänden empor. Zwischen ihnen immer wieder Bilder von Sonnentagen, Nachthimmelszenen oder Orten, die Muggel wohl das Paradies genannt hätten. Und alles bewegte sich, huschte, waberte, schwebte und glitt um sie herum, so dass der ganze Raum sich zu bewegen schien. Wären keine Möbel hier drinnen gewesen, Hermine hätte wohl wirklich geglaubt, in einer anderen Dimension gelandet zu sein.
 

Doch es waren Möbel hier. Und was für welche… große, teure, mit Damast und Brokat überzogene Sofas, Chaiselongues, Sessel und Stühle, deren Beine aus purem Gold zu sein schienen. Tische, scheinbar aus Diamant gefertigt und ein Kamin, der, kunstvoll mit platinfarbenen Runen übersät wie er war, eigentlich nur als Kunstwerk in einem Museum denkbar war. Weiter hinten, direkt neben der breiten Fensterfront, stand ein Flügel, der, wenn Hermine sich nicht täuschte, aus reinem Elfenbein war. Alles in allem fühlte Hermine sich in einen Traum versetzt, als sie Snape schweigend zu einer sehr, sehr, sehr teuer wirkenden Sitzgruppe neben dem Kamin folgten.
 

Snape setzte sich steif auf einen der edlen Sessel, legte die Beine übereinander und sah mit seiner üblichen Totengräbermiene hinüber zur Tür.
 

Hermine setzte sich mit Harry auf ein geräumiges Sofa. Sie betrachtete den Prunk sowohl mit Verachtung wie auch mit Staunen. Ihre Finger glitten vorsichtig über den zarten, schimmernden Stoff. Es war sicher verboten, dass Finger wie ihre diesen Stoff berührten. Unwillkürlich fragte sie sich, wann sie heute das letzte Mal die Hände gewaschen hatte.
 

„Allein dieses Sofa hier dürfte so teuer sein wie der ganze Fuchsbau", flüsterte Hermine so leise wie möglich, denn es schien unziemlich, in einem solch edlen Raum laut zu reden.
 

Harry schnaubte und nickte. Er hatte sich auf die Lippen gebissen und rieb sich nervös seinen Arm, während sein Blick im Raum umherschweifte. „Wann…", begann er, nun zu Snape gewandt, doch der würgte ihn mit einem energischen Abwinken ab. „Bald. Jeden Augenblick, denke ich. Das Haus teilt ihm mit, wenn Besucher das Grundstück betreten."
 

„Das Haus?", wunderte sich Hermine. Sie hätte gerne weiter ergründet, wie ein Haus kommunizieren sollte, doch sie verkniff sich diese Frage, da Harry und Snape ihre Köpfe in Richtung Tür wandten, hinter der nun auch sie schnelle Schnitte sowie ein metallisches Klopfen hörte.
 

Hermines Körper verspannte sich.
 

Vielleicht hatte Snape sie in eine Falle gelockt.
 

Instinktiv fanden ihre Finger den Zauberstab in ihrem Umhang. Sie erhob ihn nicht und doch hielt sie ihn, ebenso wie Harry den seinen, fest umklammert, um im Fall der Fälle nicht wehrlos zu sein. Ihr Herz pochte so schnell, dass sie den Mund ein wenig öffnen musste, um genug Sauerstoff in sich aufzunehmen.

Harrys Stirn glänzte.
 

Snape pulte sich gelangweilt irgend etwas unter den Fingernägeln heraus.
 

Würde er sie töten wollen? Er sah im Moment nicht mordlustig aus, fand Hermine. Andererseits… er sah auch nicht so aus, als ob es ihn interessieren würde, wenn jemand anderes ihnen etwas antun wollte. Er würde ganz sicher weiter hier sitzen, an seinen Fingernägel herumpopeln und ironisch lächeln, während…
 

… die Tür schwang auf und Lucius Malfoy marschierte samt Gehstock beschwingt in den Saal. „Was gibt es so Dringendes, dass du noch einmal…", und blieb so schlagartig stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand geprallt.
 

Mit der langsamen Eleganz einer Schlange schob er den Gehstock in seiner Hand höher, wand seine schmalen Finger um den Schlangenkopf an dessen Spitze. Ein abgrundtief böses Grinsen breitete sich auf seinem blassen Gesicht aus. „Das erklärt einiges", hauchte er mit freudiger Erregung in der Stimme und zog seinen Zauberstab mit einem leisen Schleifgeräusch aus dem Gehstock heraus.
 

Hermines Hand verkrampfte sich, schien jetzt, da sie in Todesgefahr waren, mit dem Zauberstab in ihrer Hand zu verwachsen, um für alles, was kommen könnte bereit zu sein. Sie zitterte und richtete ihre Waffe auf Dracos Vater.
 

„Nein!" Hermine wirbelte überrascht zu Harry herum, der ihren Aerm festhielt und sie mit einem kurzen Kopfschütteln zur Raison bringen wollte. Beide zuckten simultan zusammen, als Snape sie zur Seite drängte und Malfoy mit erhobenem Zauberstab bedrohte. „Wir sind hier, um mit dir zu reden, Lucius!"
 

Lucius Malfoys Mund klappte auf. Er runzelte verwirrt die edle Stirn, was ihn trotz seines weltmännischen Auftretens ausgesprochen blöde aussehen ließ. „Wir?", fragte er und fuchtelte mit dem Zeigfinger zwischen Hermine und Harry hin und her. „Wir?", wiederholte er nochmal.
 

Hermine musste nicht hinsehen, um zu wissen, was für ein Gesicht Snape machte, als es hinter ihr entnervt stöhnte. „Ja! Wir. Gezwungenermaßen, doch im Moment leider unumgänglich. Setz dich!", schnarrte Snape, ruckte mit seinem Zauberstab in Richtung von Malfoys Hand, die immer noch dessen Waffe hielt und fügte hinzu: „Und steck den wieder weg!"
 

Statt zu gehorchen trat Malfoy nur noch einen Schritt näher, hob den Zauberstab erneut und funkelte Snape drohend an. „Was ist das hier? Willst du mich in meinem eigenen Haus angreifen?"
 

Snapes Miene blieb ungerührt hart. „Wenn es sein muss, aber ich will es nicht. Wir wollen nur mit dir reden!"
 

Malfoy hob den Zauberstab leicht an, zielte nun genau auf Snapes Brust. „Zauberstäbe weg!"
 

Hermine verspannte sich. In diesem Haus schien es keine gute Idee, unbewaffnet zu sein. Harry stieß sie mit dem Knie an. Er schien ebenso ratlos und unsicher wie sie.
 

Etwas klapperte auf dem Tisch. Zu ihrer Verwunderung sah Hermine, dass es Snapes Zauberstab war. Snape selbst stand mit hoch erhobenen Händen vor Malfoy und funkelte ungehalten in ihre Richtung. „Na, macht schon. Wir haben nicht viel Zeit."
 

Hermine biss sich auf die Lippen, sie sah zu Harry, der zuckte mit den Schultern.
 

„Nun macht schon!"
 

Widerwillig gehorchten sie Snapes gebelltem Befehl. Sie bereute sofort, ihm Folge geleistet zu haben, als sie daraufhin Malfoys rasselndes Lachen hörte. Unheimlich klang das. Gänsehaut erzeugend. Manche Menschen sollten lieber nicht lachen, dachte Hermine.
 

Malfoy kam einen Schritt näher und bohrte seinen Zauberstab triumphierend in Snapes Kehle. Der ließ seine Augenbrauen nach oben wandern und bedachte Malfoy mit einem Blick, als ob er ihm für diese Geste am liebsten Punkte abgezogen hätte.

Malfoy schüttelte sich lachend, dann zog er seinen Zauberstab mit einem Ruck zurück, klopfte Snape beschwichtigend auf die Schulter und ließ sich auf das Sofa neben Snape, gegenüber von Hermine und Harry, sinken. „Was gibt es?" fragte er, und rollte seien Zauberstab, den er wohl nicht wegzulegen gedachte, munter zwischen seinen Fingern hin und her.
 

Malfoy sah ein wenig besser aus als Hermine ihn das letzte Mal auf dieser katastrophalen Pressekonferenz gesehen hatte. Es war schwer zu sagen, woran das lag. Vielleicht, weil um seine Augen keine tiefen Schatten mehr lagen, weil seine gesamte Haltung aufrechter war und er aufmerksam und einfach „da" wirkte, statt müde und betäubt auszusehen?
 

Das gleiche spitze Kinn wie Draco. Das gleiche weißblonde Haar, wenn auch um einiges länger. Das gleiche bleiche Gesicht mit Zügen, die denen Dracos so ähnelten. Doch härter, viel härter, strenger und bestimmter sah er aus als sein Sohn, der vielleicht nie die kühle Arroganz seines Vater, die überhebliche Kälte, die dieser ausstrahlte, erreichen würde.
 

Und daneben… Snape. Eigentlich fiel es einem erst durch den krassen Vergleich zu einem recht gutaussehenden Lucius Malfoy auf, wie unattraktiv Snape doch auf jeden Menschen wirkte, der ihn sah. Snape war ein Mann, der jeden, der ihn erblickte, sofort dazu veranlasste, schnell wieder wegzusehen.
 

„Schneller, Potter! Bevor mir langweilig wird und ich meine Geduld verliere!"
 

Harry nickte. Er knetete angespannt seine Finger und rutschte unruhig auf der Chaiselongue herum. „Ja… also… im Prinzip, ist es eine Bitte… oder ein Angebot!"
 

Malfoy zog die Augenbrauen spöttisch hoch - eine Geste, die Hermine ein leises Schmunzeln entlockte, weil Draco das auch immer tat – und verschränkte die Arme. „Das klingt nicht so, als ob es für mich interessant wäre!"
 

„Nun, Sir!" Harry straffte sich, um Malfoy aufrecht in die Augen sehen zu können. „Dann komme ich zur Sache. Sie sollen Voldemort stürzen!"
 

Malfoy lachte und Hermine stöhnte gequält, weil sie genau mit dieser Reaktion gerechnet hatte.
 

„Sicher", prustete Malfoy zwischen immer neuen Lachsalven heraus. „Natürlich. Kein Problem, immer zu deinen Diensten." Er wischte sich über das Gesicht, versuchte die letzten immer wieder aufwallenden Kicheranfälle niederzukämpfen und höhnte munter weiter. „Gut, mache ich. Danach trete ich dem Orden bei und gehe freiwillig zurück ins Gefängnis!"
 

Malfoy gluckste immer noch und schien gar nicht mehr aufhören zu können. Snape schüttelte mit absolutem Widerwillen im Gesicht den Kopf, entknotete seine Arme und setzte sich aufrecht, zu Malfoy gewandt hin. „Es ist ihnen ernst!"
 

„Hahahah… das glaube ich. Natürlich… hahaha…"
 

„Hör endlich auf, zu so dümmlich zu lachen!", zischte Snape boshaft, beugte sich vor und – zack- hatte er dem unachtsamen Malfoy den Zauberstab aus den Fingern gewunden. „Severus… was…"
 

„Du wirst jetzt zuhören… Potter… noch einmal. Und fasse dich kurz, sein Gehirn wird eine längere Erklärung nicht verarbeiten können!"
 

Malfoys Augen verengten sich gefährlich auf diesen Spott hin. Hermine war geneigt, Snape recht zu geben und fragte sich, ob diese Spitze eine Anspielung auf Malfoys Alkoholkonsum darstellte. Eine Frage, die jetzt natürlich nicht zu klären war. Immerhin schien Snapes Einwand seinen Zweck erfüllt zu haben. Malfoy setzte sich in eine aufmerksame Zuhörposition, nahm mit knappem Nicken seinen Zauberstab zurück und machte eine auffordernde Geste mit der Hand.
 

„Ähm…" Harry schluckte und fuhr sich mit der Hand fahrig über den Hinterkopf. Er warf Hermine und Snape unsichere Blicke zu und schien diesen Moment zu brauchen, um sich zu sammeln. Er schloss die Augen, murmelte irgend etwas – vielleicht die Formulierung seiner Idee, wie er sich das Ganze am Morgen zurechtgelegt hatte - dann begann er und leierte einen wie auswendig gelernt klingenden Text herab: „Wir wollen Voldemort stürzen. Das Problem ist, dass wir nicht an ihn herankommen. Wir bitten Sie, Sir, ihn an einen abgeschirmten Ort zu locken, wo bereits die Mitglieder unseres Ordens auf ihn warten werden. Wir müssen schnell agieren. Entweder Sie, wir, oder alle zusammen werden Voldemort schocken. Danach werden wir ihm den Zauberstab abnehmen und ihn mit Ihrer Hilfe nach Nurmengard bringen.
 

Nurmengard ist sicherer als angenommen. Gellert Grindelwald sitzt bereits seit über vierzig Jahren dort. Während Voldemort dort ist, wird sich der Orden um… gewisse Dinge kümmern.
 

Sie, Sir, werden dann, sobald Voldemort aus dem Verkehr gezogen ist, eine offizielle Pressekonferenz einberufen und dort Voldemorts Pläne, Inklusive all seiner Verschwörungen und Intrigen, aufdecken. Es muss klar werden, dass die Bevölkerung angelogen wurde.
 

Wenn das offen gelegt ist, können wir dieses Kapitel aufarbeiten. Ich denke, weder die Neutodesser noch viele der älteren Anhänger wissen wirklich, wie sehr man sie betrogen hat. Ich bin optimistisch, dass es zu keiner versuchten Revolte kommen wird, wenn klar ist, was wirklich geschehen ist.
 

Der aktuelle Zaubereiminister wurde informiert. Er wird im Amt bleiben und eine politische Umerziehungskampagne starten. Dann ist der Bürgerkrieg vorbei und wir haben die Chance, dass wieder Harmonie im Land einkehrt!"
 

Malfoy hatte während des ganzen Vortrages geschwiegen. Er hatte sein Kinn gekratzt, ein-, zweimal Luft geholt, als ob er kurz davor wäre, etwas einzuwenden, hatte es dann aber doch ertragen, Harry ausreden zu lassen. „Warum sollte ich da mitmachen?", fragte er mit seiner gewohnt öligen Stimme.
 

Harry schnalzte mit der Zunge, biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich mit seiner Hand durch das Haar, das danach nicht glatter, sondern noch viel strubbeliger als vorher zurückblieb. Ihm musste etwas wirklich Gutes eingefallen sein, denn ein geradezu unanständiges Grinsen umspielte seine Lippen.
 

„Wissen Sie, was ich glaube?" Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter und er legte den Kopf schief. „Sie mögen das hier." Harry hob den Arm und deutete mit einer umfassenden Bewegung durch den Raum. „Sie mögen es, in einem Haus zu sitzen, das teurer war als der Palast der Königin von England. Sie mögen es, einen ganzen Stamm Hauselfen ihr Eigen nennen und herumkommandieren zu können. Sie mögen Ihre teuren Kleider, den Marmor an den Wänden, das Elfenbein, das Blattgold, den Brokat und all das andere teure Zeug, das Sie und Ihr Luxusweibchen sich hier aufgebaut haben. Mr. Malfoy, ich denke, Sie sind gerne reich."
 

„Eine erstaunliche Erkenntnis für jemanden, der so engen Kontakt zu den Weasleys hat. Ich hoffe, ihr werdet den Schock überleben, wenn ihr danach wieder in eure Baracke zurückkehrt", entgegnete Malfoy kühl und legte elegant die Beine übereinander.
 

Harry nickte amüsiert, ignorierte Hermines mühsam beherrschtes, wütendes Schnauben und sprach ruhig und gelassen weiter: „Sie können das alles behalten. Ich weiss, dass Sie das wollen. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als Ihr altes, komfortables, reiches Luxusleben zurück zu bekommen. Sie wollen wieder so leben, wie Sie es vor der Rückkehr Voldemorts getan haben. Sicher, reich… ab und zu mal ein paar Muggel demütigen, wie bei der Quidditchweltmeisterschaft vor vier Jahren und ansonsten den Alltag wohlhabender Reinblüter genießen und heimlich davon träumen, irgendwann mal Minister zu werden. Das wollen Sie. Das können Sie haben. Ich kann Ihnen helfen, das alles wieder zu erlangen."
 

Hermine verdrehte die Augen und ließ sich nach hinten in die Kissen sinken. Ihrer Meinung nach klang Harry wie eine Mischung aus Autoverkäufer und Fernsehprediger. Sie legte den Kopf in den Nacken und musterte die Decke über ihr. Weißer Stuck, der zu wundervollen, mit Blattgold belegten Ornamenten geformt war. Sie musste ihre Meinung revidieren. Das hier war nicht Versailles, es war wesentlich protziger.
 

„So, so. Und zu welchem Preis?", hörte sie Malfoys träge Stimme gelangweilt fragen.
 

„Den habe ich Ihnen doch bereits genannt. Wir wollen Voldemort stürzen und Sie sollen dabei helfen. Dann wäre es natürlich mit dem lustigen Todesseralltag vorbei. So viel muss klar sein. Wir stürzen Voldemort nicht, um einem neuen Dunklen Lord die Chance zu geben, wir wollen es beenden. Keine weiteren Morde mehr. Nicht ein einziger." Harry straffte sich, bis er kerzengerade vor Malfoy saß und drang beschwörend ernst auf ihn ein. „Sie, Sir, müssen sich entscheiden, was wichtiger für Sie ist. Wie soll Ihr Leben sein? Wollen Sie hier wieder mit ihrer Familie in Luxus und Reichtum sitzen oder ziehen Sie es vor, für den Rest Ihres Lebens ein Mörder zu sein? Den Henker für einen Wahnsinnigen spielen, der jeden seiner Leute ohne mit der Wimper zu zucken opfern würde. Wollen Sie das?
 

Wir wissen, dass Draco auch ein Todesser ist. Das ist kein Geheimnis. Wollen Sie, dass Sie und Ihr Sohn den Rest ihres Lebens damit verbringen, in Voldemorts Namen zu foltern und zu töten?"
 

Lucius Malfoy erwiderte nichts. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, bedachte Snape mit einem Blick, der, wenn er stofflich gewesen wäre, ganz sicher Snapes Kehlkopf durchschnitten hätte, und legte seine Hand auf den Schlangenkopf seines Gehstocks.
 

Seine Miene blieb hart, undurchdringlich, nur die Finger, die unruhig von den Augen der Schlange über das silberne Maul hin und her wanderten, straften ihn Lügen. Er legte den Kopf schief und musterte Harry und Hermine.
 

Hermine erwiderte den Abneigung herausschreienden Blick hart und selbstbewusst. Sie wusste, was dieser Mann von ihr hielt und dass sie wegen ihm in ihrem zweiten Jahr fast getötet worden wäre. Weil sie ein wertloses Schlammblut war, deswegen wäre sie kein Verlust. So sah er sie und so hatte er es seinem Sohn vermittelt.
 

Seinem Sohn… Hermine fragte sich, ob Malfoy wohl wusste, was mittlerweile aus Draco geworden war. Vermutlich nicht. Laut Draco war er entweder im Einsatz für Voldemort oder sturzbetrunken gewesen.
 

Im Moment jedoch wirkte er nüchtern und Hermine konnte keine verräterische Fahne wahrnehmen. Vielleicht saß er zu weit weg, aber auch in seinem ganzen Gebaren, der wohlartikulierten, gewählten Ausdrucksweise und eben diesem Blick, diesem kalten, kalkulierenden Blick, mit dem er sie und Harry abwechselnd bedachte, wirkte er voll und ganz aufmerksam.
 

Malfoy holte durch die Nase geräuschvoll Luft, funkelte Snape noch einmal finster an und wandte sich dann mit seiner trägen, überheblichen Art zu sprechen wieder an Harry. „Eines vorweg, ich bin nicht interessiert… doch rein aus Neugierde, wie hast du dir das gedacht? Nach allem, was ich in der Vergangenheit von dir mitbekommen habe, bist du nicht unbedingt ein genialer Taktiker."
 

Hermine schenkte ihm ein überlegenes Lächeln. „Ich denke nicht, dass Sie der Richtige sind, um Pläne beurteilen zu können, Sir!" Sie versuchte nicht zu zeigen, wie nervös sie war und straffte sich. Sie setzte sich aufrecht hin, hob ihr Kinn und drängte den Gedanken daran, dass dieser Mann mehrmals versucht hatte sie, Muggelgeborene im Allgemeinen und die DA-Mitglieder im Besonderen zu töten und erklärte: „Wir haben bereits mit dem Minister gesprochen. Wir haben für heute Nachmittag ein Treffen mit unseren Freunden organisiert. Der Minister hat sogar Kontakt mit Nurmengard aufgenommen. Ich", sie deutete Stolz auf ihre Brust „habe alle rechtlichen Grundlagen geprüft. Wir können es tun und wir sind startbereit. Sie müssen nur noch ja sagen, dann kann es losgehen!"
 

Harry nickte und setzte bekräftigend hinzu: „Und es wird nicht zu Ihrem Schaden sein. Ich sagte ja, Sie bekommen auch etwas dafür!"
 

Malfoys Lippen kräuselten sich zu einem überheblichen Grinsen. Er hob die Augenbrauen und belächelte Harry, als wäre er etwas sehr Albernes, Unförmiges. „Was kannst du mir schon anbieten?" Seine blonden Augenbrauen ruckten einmal vielsagend hoch, dann hob er seine sorgsam manikürte, blasse Hand und vollführte mit dem Zeigefinger kreiselnde Bewegungen. „Sieh dich um, Potter. Wir haben bereits alles. Was kannst du mir schon geben?"
 

Harry faltete die Hände auf seinen Knien und holte tief Luft. Einen Moment lang verharrte er so, als wolle er sich für das, was er sagen wollte oder musste, bereit machen, dann atmete er aus. „Eine Generalamnestie für Sie und Ihre Familie."
 

Harrys Mundwinkel zogen sich zu einem triumphierenden Lächeln nach oben, während Malfoys arrogante Miene erschüttert in sich zusammenfiel.
 

„Wie Hermine bereits erwähnt hat, wir waren im Ministerium." Er griff in seinen Umhang und zog eine Pergamentrolle hervor, die er zuerst Malfoy vor die Augen hielt und sie dann auf dem Tisch, der zwischen ihnen stand, ablegte. „Sie mögen ganz knapp davor sein, totale Macht zu erlangen, aber noch gibt es Menschen, die jetzt etwas zu sagen haben und die das auch tun würden, wenn es Voldemort nicht mehr gäbe. Man hat mir einen bindenden, magischen Vertrag für Sie mitgegeben. Wenn Sie uns helfen, gewährt das Ministerium Ihrer ganzen Familie Straffreiheit."
 

Lucius Malfoy starrte vollkommen perplex auf das Schriftstück. Hermine fühlte sich an einen Film auf DVD erinnert, den man auf Pause gedrückt hatte. Er hielt den Gehstock, an dem er die ganze Zeit blasiert grinsend herumgefingert hatte, über sein Knie. Stellte ihn weder ab, noch machte sonst irgendetwas damit. Allem Anschein nach blinzelte er nicht einmal. Sein Mund blieb unbewegt und fast hätte man glauben können, dass er nicht einmal mehr atmete.
 

Eine ganze Minute vielleicht verharrte er in dieser eingefrorenen Pose, dann stellte er den Gehstock endlich etwas ungeschickt neben dem Sofa ab, so dass er polternd zu Boden fiel. Malfoy achtete nicht darauf. Er presste die Lippen fest zusammen und atmete mehrmals geräuschvoll ein und aus. Fahrig und irgendwie grob knetete er seine Hände. Eine Minute vielleicht bearbeitete er sich solchermaßen selbst, dann griff er nach dem Pergament, entrollte es und las. In seinem Gesicht spiegelten sich zu viele Emotionen wider, um sie in Worte zu fassen. Als er fertig gelesen hatte, rollte er das Pergament wieder zusammen, warf es vor sich auf den Tisch und durchbohrte Harry mit messerscharfem Blick.
 

Harry erwiderte diesen erstaunlich gelassen und letztendlich gewann er den Wettkampf der Blicke, denn Malfoy wandte sich als erster ab und durchbohrte stattdessen Snape mit seinen Augen. Malfoy war so offensichtlich nervös wie man nur sein konnte. Er atmete laut und rieb seine Hände so kräftig, dass denen von der achtlosen Behandlung die Knöchel knackten. „Ich brauche Sicherheiten, dass das alles stimmt. Ich werde auf gar keinen Fall wieder nach Askaban gehen. Wenn ich auch nur ansatzweise darüber nachdenken soll, brauche ich die Garantie, dass ich danach nicht als Terrorist ins Gefängnis gehen muss!"
 

Hermine deutete stumm auf den zwischen ihnen liegenden Vertrag.
 

Malfoys Mund wurde schmal. Eine steile Denkerfalte erschien auf seiner Stirn, er lehnte sich nach hinten, zog den Gehstock wieder zu sich heran und strich mit beiden Händen nervös über den Schlangenkopf. „Ihr heckt diesen Plan aus, setzt euch zu unserem noch amtierenden Minister, handelt mit ihm Straferlässe, Haftkonditionen und Rehabilitierungen aus… riskiert es, verhaftet oder getötet zu werden und dann kommt ihr zu mir, um mich darum zu bitten, dass ich den Dunklen Lord für euch stürze?"

Er zog die Augenbrauen hoch und durchbohrte Hermine und Harry mit seinem durchdringenden Blick. „Einfach so? Ich gestehe, die Idee… die Idee, ich kann nicht leugnen, dass mich der Gedanke reizt und doch…" Er setzte sich wieder gerade hin, zog den Zauberstab aus dem Gehstock und noch bevor Hermine und Harry ebenfalls ihre Stäbe erhoben hatten, hatte er schon mit dem seinen Zauber auf Türen und Fenster gelegt, die mit einem festen Klacken in irgendetwas einrasteten, „kann ich euch nicht trauen. Warum solltet ihr das tun? Warum solltet ihr das tun, was habt ihr denn davon?"
 

„Es hört auf", hörte Hermine Harry sagen. „Ich will nicht mehr!"
 

Malfoy gab ein entsetzlich spöttisches, herablassendes Lachen von sich, das wie ein Messer in Hermines Ohren schnitt und kalt wie Eiswürfel über ihre Haut rieselte und sie zum Schaudern brachte.
 

„Nicht doch. Du gibst auf? Nach allem, was Dumbledore mit dir vorhatte, gibst du einfach auf? Bist feige und räumst das Feld?"
 

Harry zuckte die Achseln. „Warum nicht? Was hätte ich denn davon weiterzumachen?"
 

Nun wirkte Malfoy eher entsetzt als belustigt. „Und was ist mit dieser Prophezeiung? Deine Bestimmung? Hat dich Dumbledore nicht den Auserwählten genannt?", japste er ungläubig. Er suchte Snapes Blick, der diesen mit einem gleichgültigen Achselzucken erwiderte. „Du bist doch der Held und Heiland deiner Leute. Moment! Wissen die…?"
 

„Nein", antwortete Hermine an Harrys Statt und kämpfte darum, nicht den Kopf zu senken, als Malfoy sie daraufhin angewidert ansah. „Sie wissen es nicht. Ich habe schon seit längerem über Straferlässe und Amnestien nachgelesen." Hermine schluckte schwer und hoffte, dass Malfoy kein so guter Legilimens war wie Snape, denn sonst würde er sehen, dass sie das damals getan hatte, um Alternativen für seinen Sohn zu finden. „Wenn Sie uns helfen, wenn Sie als Kronzeuge aussagen… und Ihre Familie dies unterstützt, dann kann der Minister eine Amnestie aussprechen." Sie zuckte die Achseln und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Steht alles in „Magisches Strafrecht: Haftverschonung. Teil Eins!".
 

Malfoy leckte sich nervös über die Lippen und rutschte unbehaglich auf seinem Platz herum. „Und was ist mit eurem Plan, den Dunklen Lord und die Todesser zu vernichten, Potter?"
 

„Das ist mir doch egal. Ich will nicht mehr und damit Schluss. Wenn ich es irgendwie bewerkstelligen kann, dann stirbt jetzt keiner mehr!"
 

Er legte den Kopf schief und sah Malfoy direkt in die grauen Augen. „Sie wissen, dass Draco in der Großen Halle einen Schüler getötet hat?"
 

Keine Regung erschien in Malfoys Gesicht, doch seine Finger schlossen sich enger um den Schlangenkopf des Zauberstabes. „Natürlich!"
 

Hermine nickte. „Wir haben also Todesser in der Schule, die jederzeit Schüler umbringen können, wenn sie das für nötig halten… Hmm, kein so schöner Schulalltag, finden Sie nicht?"
 

Malfoy zuckte unbestimmt mit den Achseln und machte ein Gesicht, als würde er Hermine nur zu gern entgegnen, dass das genau das war, was Schlammblütern seiner Meinung nach zustand.
 

Es war so offensichtlich beleidigend und doch ließ sich Harry nicht provozieren. „Um es kurz zu machen. Ich…" , er lächelte Hermine an, die daraufhin bekräftigend nickte und mit dem Zeigfinger abwechselnd auf sich und Harry zeigte, der diese Geste mit einem Nicken untermauerte und entschlossen weitersprach. „Nein… wir. Wir beide sind der Meinung, dass es genug Tote gegeben hat. Wir wollen, dass es endet, bevor keiner mehr übrig ist." Er seufzte und deutete mit dem Finger auf sich. „Ich bin siebzehn, na gut, fast achtzehn… und soll ich Ihnen was sagen? Ich will nicht sterben. Weder für Dumbledore, noch für eine Prophezeiung oder für die Ehre. Ich will einfach nicht. Ich habe keine Lust und jetzt mache ich nicht mehr mit. So einfach ist das. Jetzt stirbt keiner mehr, das habe ich mir vorgenommen. Nicht durch mich zumindest", er schluckte schwer, senkte den Kopf und fuhr sich durch die Haare. „Ich habe in den letzten Monaten Dinge gesehen… getan... die einfach nicht gut waren. Nicht", er lachte bitter, „weil sie es nicht verdient hätten, sicher nicht. Aber es war einfach nicht richtig, egal wieso. So… und es war sicherlich nicht einmal ansatzweise mit dem vergleichbar, was Sie so tun, aber…. Ich will mich daran auch gar nicht gewöhnen. Ich will nicht so werden, dass es mir nichts mehr ausmacht. Es soll hier und jetzt enden. Und wenn das bedeutet, dass ich ruhmlos aufgebe, dann von mir aus. Wenn ich dann in Ihren Augen ein Feigling bin und eine Enttäuschung für meine Leute, dann ist mir das doch auch egal." Harry zuckte die Achseln, setzte sich wieder gerade hin und sah herausfordernd von Snape zu Malfoy. „Das interessiert mich doch gar nicht, ob ich hier der Held bin oder nicht. Was hab ich denn davon, wenn ich tot bin? Ich will, dass es aufhört!"
 

Malfoy zog die Augenbrauen hoch. „Und dafür legt ihr euch mit dem Feind ins Bett?"
 

Snape begann zu lachen.
 

Hermine wurde rot und war dankbar, dass Harry die Anspielung, die er sehr wohl aus Snapes Lachen herausgehört haben musste, ignorierte, und stattdessen ruhig weitersprach: „Es ist mir ganz egal, mit wem ich mich verbünden muss und es ist mir auch ganz egal, wer am Ende den Ruhm bekommt. Ich will nur, dass es aufhört!"
 

Harry verzog das Gesicht, als wäre ihm übel, warf abwechselnd vernichtende Blicke auf Snape und Malfoy und sprach dann mit hasserfüllter, frustrierter Stimme weiter: „Sie sind doch alle gleich. Egal wen man fragt. Da sind Sie beide nicht anders als unsere Leute im Orden. In meinen Augen sind sie alle nur Feiglinge. Es ist doch ganz egal, wohin man geht. Alle sitzen rum und heulen, dass sie keine Lust mehr haben und wie schlimm das alles ist, aber keiner tut was. Alle machen einfach weiter wie vorher und verstecken sich hinter Ausreden." Harry tippte sich mit dem Finger gegen die Brust. „Aber ich nicht. Ich werde mich nicht weiter hinter kindischen Entschuldigungen verstecken, wenn mir etwas nicht passt. Um es klarzustellen, ich habe einfach keine Lust mehr, mir das weiter anzusehen. Ich habe keine Lust, in der Schule bedroht zu werden, ich habe keine Lust, einen Freund nach dem anderen sterben zu sehen, ich habe keine Lust, mich für die Ziele anderer zum Henker hergeben zu müssen und mir selbst einzureden, dass das die einzige Lösung ist. Wer sagt denn das? Ist mir egal, ob mein Plan schief gehen kann, ich will es wenigstens versucht haben. Sie sind mehr als doppelt so alt wie ich und alles was ich höre, ist dümmliches Geblubber, das darauf hinausläuft, dass es für Sie bequemer ist, vor Voldemort zu kuschen, statt ein Risiko zu wagen!"
 

Hermine rubbelte sich über ihr Gesicht. Sie hatten noch etwas Wichtiges vergessen, nur was? Irgendein abgesprochenes Argument. Welches?
 

Snape räusperte sich und sprach in einer für ihn ungewohnt öligen Stimme. „Sie wären sogar bereit, das Ganze als deine Idee hinzustellen, Malfoy. Überlege doch nur… deine Idee. Du wärst für alle der, der den Bürgerkrieg beendet hat. Das Ministerium wird dich mit Handkuss zurücknehmen. Die Leute werden dich lieben!" Seine dünnen Lippen formten unter seiner großen Nase ein verstörend einschmeichelndes Lächeln. „Du solltest zustimmen. Ich weiß, dass du schon länger aussteigen willst. Hier ist deine Chance… und hinterher wirst du als Held dastehen. Ich würde es tun und… nun…" Snape räusperte sich erneut, hob die Hand vor den Mund und atmete tief durch. Als seine Hand wieder herabsank, schien sie das Lächeln mit sich genommen zu haben. „Es sind zu viele Tote. Er hat recht. Sicher, es kommen immer wieder neue Leute nach, aber ich weiß, dass du so nicht mehr denkst. Und irgendwann bist es du oder Draco… es ist nur eine Frage der Zeit. Ihr seid zu tief im Geschehen drin. Ihr werdet sterben, wenn der Krieg nicht bald endet. Also… ergreife deine Chance auf ein neues, besseres Leben!"
 

Malfoy atmete laut durch die Nase. Wippte mit den gefalteten Händen auf seinen Knien und schob den Unterkiefer vor. Zu Hermines Erstaunen sagte er immer noch nichts, sondern stand schwungvoll auf und ging mit großen Schritten um die Sitzgruppe herum, zu dem gegenüberliegenden Kamin.
 

Er war unruhig, denn die Hälfte des Flohpulvers, das er nahm, landete neben der Schale. Den Rest warf er in den Kamin, der daraufhin kurz aufloderte, und rief unerwartet laut, vielleicht, weil er so unbeherrscht war: „Narzissa, komm bitte zu mir. Ich bin unten im Salon."
 

Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er seinen Kopf wieder aus dem Kamin heraus und ging, nein, schlich eher, zurück zu seinem Platz auf der Couch, in den er sich mit einem kritischen Seitenblick auf Snape elegant hineinsinken ließ. Er schlug die Beine übereinander, legte die Arme neben sich und trippelte ungeduldig mit den Fingernägeln auf dem Damast der Lehne.
 

Die Tür öffnete sich und Narzissa Malfoy stolzierte hoch erhobenen Hauptes in den Raum, eine langstielige Zigarette in der Hand. Als sie ihre unerwarteten und auf alle Fälle ungebetenen Gäste erblickte, schüttelte sie den Zigarettenhalter, so dass Asche und der letzte Stummel, der darin steckte, zu Boden fiel. Zu Hermines Überraschung hielt sie statt des Halters nun ihren Zauberstab in der Hand, der drohend auf sie und Harry gerichtet war.
 

„Nicht doch!" Malfoy sprang überraschend flink auf und eilte zu seiner Frau. „Sie sind hier, um mit uns zu reden!"
 

„Aber sie werden doch gesucht. Wir… wer hat sie denn hierher gebracht? Wir können sie ausliefern!" Die vollkommen verwirrt wirkende Frau wandte sich an Snape. „Severus, hast du sie hergebracht?"
 

„Ja, aber aus einem anderen Grund als du meinst, Narzissa!" Er seufzte und deutete auf das Sofa, auf dem Malfoy gesessen hatte. „Setz dich bitte und hör zu!"
 

Dieses Mal erzählten Malfoy und Snape. Abwechselnd erläuterten sie den Plan, fügten einen Vorteil nach dem anderen in ihre Umschreibungen ein und besonders Malfoy betonte immer wieder, wie gut eine solche Aktion doch für den Namen Malfoy in der Öffentlichkeit wäre.
 

Narzissa biss sich auf die Lippen und senkte die Augen auf ihre Hände. Sie atmete schwer, schluckte und kaute auf ihren Lippen herum. In ihr schien es heftig zu arbeiten. Hermine war eigentlich überrascht zu sehen, wie zwiegespalten die Frau wirkte, denn das bedeutete, dass sie, ebenso wie ihr Mann vorher, der Idee wohl durchaus einiges abgewinnen konnte.
 

Schließlich atmete sie noch einmal schwer aus, hob ihren Kopf und sah ihrem Mann direkt in die Augen. „Bella wird niemals mitmachen! Du könntest eventuell mit Rod reden, vielleicht auch mit noch ein paar anderen. Aber Bella wird niemals… nie. Sie… sie würde eher sterben!"
 

Narzissa schluckte und schüttelte den Kopf, als versuche sie, ein quälendes Bild loszuwerden, dann hielt sie wieder Malfoys Blick. „Oder uns alle umbringen. Sie würde uns schon allein für diese Unterhaltung ausliefern lassen. Lucius… sie… sie würde für ihn sterben!"
 

Malfoy nickte langsam, atmete tief ein und setzte sich unnatürlich gerade zurecht, hielt dabei jedoch immer noch Narzissas Hand. „Ich weiß. Aber… wir… ich könnte vielleicht wieder arbeiten und du… wir könnten ein ganz anderes Leben haben. Wenn nicht hier, dann gehen wir eben weg. Aber wir könnten ein eigenes Leben haben, ohne ihn und alles, was dies mit sich bringt. Und…", er brach ab, presste die Lippen zusammen und ein Ausdruck erschien in seinem Gesicht, den Hermine, wüsste sie es nicht besser, als schlechtes Gewissen bezeichnet hätte. „Draco…", fuhr er mit träger Stimme fort und Hermine konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er wesentlich mehr über seinen Sohn wusste, als er je zugeben würde. „Draco ist… er… er…" Er brach wieder ab, schluckte, suchte allzu offensichtlich nach Worten für etwas, das Hermine sehr genau bezeichnen könnte, er jedoch nicht. Zumindest nicht vor seiner Frau. „Ich möchte nicht, dass das seine Zukunft ist", kleidete er schließlich seine Sorgen in Worte. „Er… nein. Das ist keine gute Zukunft für ihn, wenn es so weitergeht und darauf läuft es hinaus. Wenn wir nicht sofort handeln, dann wird es so für den Rest unseres Lebens bleiben und ich… offen gestanden. Ich möchte nicht mehr. Du weißt das. Wir haben darüber geredet. Nicht so… ich möchte nicht für den Rest meines Lebens…"
 

„…aber sie ist meine Schwester", schnitt ihm Narzissa unvermittelt laut und energisch das Wort ab. „Sie wird kämpfen und… sie ist meine Schwester. Ich kann doch nicht…" Narzissa brach ab. Tränen in ihren Augen verrieten, wie nahe sie alle einem „Ja" waren, denn wegen einer unbestimmten Möglichkeit würde sie sich nicht so aufregen.
 

Ihr Mann legte ihr eine Hand auf den Rücken, seine andere Hand hielt immer noch ihre.
 

Hermine warf Harry einen angespannten Blick zu. Er verzog den Mund und schüttelte kaum merklich den Kopf. Hermine verstand den Wink und schwieg. Harry legte seine Hand auf Hermines. Sie drückten einander und lächelten sich für seine Sekunde an, dann versanken sie beide wieder stumm in einer Pose, die der, von Malfoy und Narzissa sehr ähnlich war. Doch nicht ganz. Harrys Hände schwitzten, Hermine zitterte. Das mochte bei den Malfoys ähnlich sein. Doch die waren nervös und angespannt, wohingegen Hermine und Harry vor freudiger Erregung brannten.
 

Sie spürten es beide.
 

Sie waren kurz vor dem Ziel. Wären sie Läufer, könnten sie die Ziellinie wohl schon sehen. Geradezu zum Greifen nahe.
 

Harrys Griff um Hermines Finger wurde fester.
 

Narzissa weinte und Malfoy hielt ihre Hand. Aber er verwarf die Idee nicht. Narzissa weinte, so sehr, wie es einer unterkühlten Frau wie ihr nur möglich war, doch sie sagte nicht nein.
 

Sie wollte es. Sie wollten es beide. Sie hatten Angst, das war offensichtlich. Jeder fürchtete aus seinen eigenen Gründen das, was kommen könnte. Aber wenn man diese Sorgen irgendwie handhaben könnte, dann würden sie zustimmen.
 

Der Geruch der Meuterei lag in der Luft und er duftete für Hermine so herrlich wie die frische Luft, die ins Zimmer strömt, wenn man einen lange geschlossenen Raum lüftet.
 

Hermine beobachtete aus den Augenwinkeln, dass Harry und Snape sich ebenfalls für eine Millisekunde vielleicht zugenickt hatten. Hermine schloss die Augen und erwiderte den Druck von Harrys Fingern.
 

Sie musste sich konzentrieren. Auf keinen Fall etwas Dummes sagen jetzt. Sie wusste, was diese Leute von ihr hielten und es ärgerte sie, doch das war nebensächlich. Sie durfte sich nicht reizen lassen.
 

Es gab eine Chance.
 

Es gab Hoffnung.
 

Narzissa wimmerte wieder. „Sie ist doch meine Schwester… sie… wenn sie davon erfährt… sie…"
 

Snape räusperte sich. Hermine zuckte zusammen und fuhr erschrocken zu ihm herum.

„Sie muss ihn rufen. Wir werden ihr Potter und Granger zeigen und sie wird dann den Dunklen Lord für uns rufen. Es wäre zu riskant, wenn es einer von uns tun würde. Er merkt zu leicht, wenn man lügt. Sie wird es tun und..."
 

„… aber er wird sie töten, wenn er merkt, dass es eine Falle war oder… oder sie tötet uns, wenn sie…"
 

„Wenn Bellatrix mich angreift, werde ich mich wehren!", erklärte Malfoy leise.
 

Snape nickte. „Narzissa… es wird nicht mit Bellatrix gehen. Wir…"
 

„Aber sie ist doch meine Schwester", weinte Narzissa verzweifelt.
 

Malfoy nickte. Nun endlich ließ er seine Frau los, er warf den beiden vor ihm einen unbestimmten Blick zu, dann wandte er sich kurz zu Snape, der ihm bestätigend zunickte und verharrte, mit rundem Rücken über seine Hände gebeugt. „Deswegen habe ich dich hergebeten. Ich werde es nicht tun, wenn du dagegen bist, aber", er hob die Hand, um Narzissas anhebenden Protest zu stoppen. „Aber… bedenke. Wir könnten unser altes Leben zurück haben. Wir könnten Ruhe haben, sicher sein… und… Narzissa… dein Sohn wäre kein Todesser mehr. Willst du, dass es mit uns allen so weitergeht wie bisher? Ich nicht. Das kann es nicht wert sein. Uns ging es vorher gut, nun leben wir in einem dauerhaften Albtraum. Das müssen wir nicht… Narzissa, dein Sohn. Willst du, dass das seine Zukunft ist? Du musst eine Entscheidung treffen, was dir wichtiger ist. Willst du ein Leben oder eine Schwester haben?"
 

Narzissa wimmerte, tupfte sich die Augen mit einem seidig-schimmernden Taschentuch ab und zuckte die Achseln. „Aber… Bellatrix wird sterben! Sie wird lieber sterben, als eine Meuterei zuzulassen."
 

„Ja!" Malfoy nickte so entschlossen, dass Hermine augenblicklich klar war, dass das für ihn kein bedauerlicher Gedanke war.
 

„Narzissa, wir müssen jetzt eine Entscheidung treffen. Wem können wir vertrauen? Wir haben eine Chance. Wenn die Leute vom Ministerium dabei sind, wenn sie wirklich tun, was Potter sagt, wir können gewinnen. Der Dunkle Lord, er ist nur ein Mann… was immer er uns auch glauben gemacht hat. Er ist nur ein einzelner Mann und wir sind keine hilflosen Kinder. Wir sind mächtig, in der Überzahl und er wird in einen Hinterhalt gelockt. Wenn wir mit genug Leuten reden, wenn wir sicher sein können, dass es nach seiner Gefangennahme keine Versuche gibt ihn zu befreien. Es kann vorbei sein. In zwei Tagen kann alles vorbei sein."
 

Sie wimmerte, sie schniefte, sie wand sich um die Antwort und doch… zu guter Letzt sagte sie: „Ja."
 

Als nächstes rief man Rodolphus Lestrange. Hermine war eigentlich sicher, dass das auch eine sofortige Konfrontation mit Bellatrix bedeuten würde und ihr war über bei dem Gedanken, an Dracos Erzählungen über seine irre Tante alles andere als erpicht auf diese Begegnung.
 

Im Gegensatz zu Hermine und Harry schienen die Malfoys nicht überrascht, als ihr Schwager alleine erschien. Wie alle anderen, die nach Hermine und Harry den Raum betreten hatten, zog er zunächst seinen Zauberstab und grinste.
 

Auf Snapes und Malfoys Aufforderung hin, ließ er ihn jedoch mit reichlich verwirrter Miene wieder sinken. Der Plan wurde erklärt und Hermine und Harry tauschten verwirrte Blicke, als Rodolphus, mit dem möglichen Tod seiner Frau konfrontiert, nur träge mit den Schultern zuckte.
 

Narzissa schnüffelte in ein Taschentuch, wohingegen Malfoy mit schneller Stimme und einem fiebrigen Glanz in den Augen alle Details des Plans herunterrasselte. Während er redete, wurde er immer eifriger und schien von einem feurigen Wahn befallen zu werden, in dem er immer neue und neue Details zusätzlich hinzufügte.
 

Hermine hatte den Eindruck, dass er richtig Spaß hatte.
 

Snape machte jeden von Malfoys Einfällen schlecht, wodurch Malfoy nur noch mehr angespornt schien, die Sache weiter auszuspinnen. Am Ende stimmte auch Rodolphus zu. Eigentlich schien er sowieso nur zwei Bedenken zu haben. Zum einen wollte er nicht zurück ins Gefängnis, zum anderen sein Geld behalten. Als beides zu seiner Zufriedenheit geklärt war, erklärte er sich dazu bereit mitzumachen.
 

Nun wurde es schwierig. Es war wohl relativ gut vorhersehbar gewesen, dass Narzissa und Rodolphus zustimmen würden. Bellatrix würde man auf keinen Fall einweihen. Sie sollte der Köder sein, der in triumphierender Unwissenheit Voldemort anlocken würde.
 

Und dann? Wenn Voldemort da wäre, was dann?
 

Xxx
 

Harry und Hermine ließen sich die Augen verbinden und verließen das Manor in Begleitung Snapes. Er apparierte beide zu einem Ort, der sich den Hintergrundgeräuschen nach in der Nähe eines Hundezwingers befand. Von hier wurden sie Stufen nach unten geführt. Die Luft war modrig, also befanden sie sich wohl in einem Keller. Sie apparierten wieder. Frische, kühle Waldluft wehte um ihre Nasen. Als sie sich die Binden von den Augen nahmen, war Snape schon lautlos wie ein Geist verschwunden.
 

Weder Harry noch Hermine kannten diesen Wald, doch dies war auch nicht weiter von Belang, denn schließlich wollten sie nicht hierbleiben, sie mussten weiter. Gemeinsam apparierten sie aus dem unbekannten Dickicht, in eine Hermine ebenso unbekannte Lichtung hinein.
 

Das neueste Versteck des Ordens befand sich in einer von einem unermüdlich plätschernden Wasserfall verborgenen Höhle.
 

Harry erklärte seinen Plan. Keiner war bereit, sich darauf einzulassen.
 

Harry beugte sich zu Moody und Lupin hinab und flüsterte ihnen irgendetwas zu. Er zeigte ihnen mehrmals seine Hand und gestikulierte wichtigtuerisch.
 

Erregtes Getuschel folgte und dann… stimmten sie zu.
 

Xxx
 

Von Bellatrix gefangengenommen zu werden, war erwartungsgemäß einfach.
 

Sie mussten nichts weiter tun, als in einem Wald in Sichtweite des „Wohltätigkeitszentrums" zu stehen, und so tun, als würden sie observieren, während sie eigentlich nur darauf warteten, gefunden zu werden. Malfoy Senior hatte ihnen selbst gesagt, wie sein Familiensitz zu finden war. Außerdem hatte man eine Uhrzeit abgesprochen, zu der sich Hermine und Harry hier herumtreiben sollten.
 

Wenige Minuten nach ihrer Ankunft zerrissen vier scharfe Knallgeräusche die friedliche Stille des Waldes. Stimmen hoben in Hermines und Harrys Nähe an, Kontrollgänge wurden vereinbart und Bellatrix wurde, welch Zufall, genau in ihre Richtung geschickt.
 

Sie fand Harry und Hermine mit lautem Triumphschrei und schockte die beiden, noch ehe sie vortäuschen konnten, nach ihren Zauberstäben zu greifen.
 

Xxx
 

Herzklopfen.
 

Ihr Herz raste. Ihre Atmung war flach. Sie schwitzte vor Angst und zitterte am ganzen Leib. Sie sollte dankbar dafür sein, dass sie sitzen durfte, doch alles was sie fühlte, war die nackte Angst um ihr Leben.
 

Sie spürte Harry hinter sich. Man hatte sie beide Rücken an Rücken zusammengebunden, ihnen die Hände gefesselt und solchermaßen verschnürt und verpackt auf den Boden gesetzt.
 

Hermine wusste nicht wo sie war. Ein großer, hellerleuchteter Raum ohne Möbel, der wie eine Versammlungshalle wirkte. Hermine legte den Kopf in den Nacken und blinzelte. Draußen war es immer noch Nacht. Wie spät mochte es mittlerweile sein? Hermine drehte den Kopf noch etwas weiter und erhaschte einen Blick auf eine Uhr, die über einer geräumigen Bühne hing. Ein Uhr nachts.
 

Sie spürte, wie sich Harrys Kopf hinter ihrem bewegte. Er hatte ihn vorsichtig zur Seite gedreht, so dass Hermine, wenn sie ihren Kopf ebenfalls zur Seite neigte, die Konturen seines Profils erkennen konnte. „Wo sind die anderen?", hauchte sie mit kaum geöffneten Lippen. „Verwandelt. Sie sind die Türen", flüsterte Harry kaum hörbar zurück.
 

„Ruhe!", kreischte eine schrille Stimme. Ein greller Blitz schoss quer durch den Raum, traf sie beide und ließ ihre geschwächten Körper vor Schmerzen tanzen.
 

Die „Türen" wurden geöffnet und Malfoy und Snape traten ein. Hermine und Harry hatten ihnen zuvor ihre Zauberstäbe ausgehändigt und stattdessen Ersatzzauberstäbe – Hermine hatte lieber nicht gefragt, wieso die Malfoys eine solch respektable Sammlung herrenloser Zauberstäbe in ihrem Haus hatten – erhalten. Ein Glück, denn Bellatrix hatte die gefundenen Zauberstäbe genüsslich glucksend zerbrochen. Harry und Hermine würden ihre Waffen sowieso nicht mehr brauchen, erklärte Bellatrix lachend, nachdem sie die beiden wieder geweckt hatte, da sie nun sterben würden.
 

„Was macht ihr denn hier?", schnarrte Bellatrix zur Begrüßung und stellte sich schützend vor ihren Fang, so als fürchte sie, dass Malfoy und Snape sich ihre Beute unter den Arm klemmen und damit wegrennen könnten.
 

„Wir wurden gerufen", erwiderte Snape kühl.
 

Hermine sah Snape nicht und von Bellatrix konnte sie nur die Rückansicht erkennen. Dennoch konnte sie sich ihrer beider Gesichter vorstellen. Snape mit gelangweilt hochgezogener Augenbraue und Bellatrix, entsetzt und enttäuscht, weil ihr Herr diesen Triumph nicht mit ihr alleine zelebrieren wollte.
 

Wieder öffnete sich eine „Tür" und Rodolphus trat ein. Man hatte sich darauf geeinigt, nicht gleichzeitig zu erscheinen, da dies zu sehr den Anschein erwecken würde, dass die drei Männer von diesem Anlass gewusst und darauf gewartet hatten, eintreten zu dürfen.
 

„Und jetzt auch noch… du." Bellatrix schnaubte und stemmte die Hände in die Hüften. Sie schien nicht sonderlich erfreut, ihren Ehemann zu sehen. Aber das beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. „Auch da?"
 

„Was heißt denn da „auch da"?", ereiferte sich Bellatrix und deutete sich mit ihrem Zauberstab auf die Brust. „Ich habe sie gefangen. Ich, ich alleine, während ihr nutzlos im Wald herum gestolpert seid. Oh… ichwar es." Ihre Stimme nahm einen rührseligen Tonfall an. „Er wird mich ehren, weil ich es war, die Potter und das Schlammblut gefangen hat. Wir können sie für ihn töten und als Inferi zurück zu ihren Leuten schicken!" Bellatrix klang, als wäre Weihnachten und sie stünde kurz vor der Bescherung. Rodolphus, Snape und Malfoy stimmten in ihr höhnisches Gelächter mit ein.
 

Hermine drehte ihren Kopf soweit es ging auf die Seite, Harry ebenfalls. Sie warfen sich bange Blicke zu. Und wenn die drei Männer nun auf die Idee kamen, dass es dann doch reizvoller war, weiterhin Todesser zu sein, Furcht zu verbreiben und sie beide nach Herzenslust zu foltern und dann zu töten?
 

Hermine erhaschte einen Blick auf Malfoy. Ein böses Funkeln brannte in seinen Augen. Er hob seinen Stab und… abermals wurden ihre vom Cruciatus getroffenen Körper durchgeschüttelt, von innen heraus verbrannt und zerquetscht.
 

Bellatrix hüpfte jubilierend um sie herum. Sie und die drei Männer schossen hier und da Folterflüche gegen Hermine und Harry ab, so dass immer abwechselnd einer von beiden schrie und zitterte. Im Siegestaumel zerschmetterten die vier Todesser vor lauter Übermut die Fensterscheiben, ließen die Kristallperlen am Kronleuchter zerplatzen – Hermines und Harrys Haut war hinterher übersät mit kleinen Wunden, die von den überall herumspritzenden Glassplittern stammten - und Bellatrix prahlte in einem ohrenzerfressenden Singsang von ihrer eigenen Meisterleistung, mit der sie ihrem Herren imponieren würde.
 

Schnelle, entschlossene Schritte hallten vom Vorraum wider. Der Gang einer Person, die zwar nicht schwer war, doch fest genug auftrat, dass man es selbst hier im Versammlungssaal hören konnte.
 

Er.
 

Bellatrix hielt in ihrem Freudentaumel inne und blieb stehen. Ihre Arme sanken anmutig wie die einer Ballerina nach unten.
 

Sie zitterte vor Erregung angesichts dessen, was nun geschehen würde. Die Tür öffnete sich und jemand kam herein.
 

Hermine konnte ihn nicht erkennen. „Ist er es?", flüsterte sie zu Harry, der in Richtung Tür gedreht worden war. „Ja", hauchte er und Hermine musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass er Angst hatte.
 

Voldemort kam näher und lachte.
 

Nahe genug, damit Hermine die skurrile Szene, die sich nun zwischen Herr und Dienerin abspielte, beobachten konnte.
 

Bellatrix sank vor Voldemort auf die Knie. Sie hatte Tränen der Rührung in den Augen, noch ehe das erste Wort gefallen war. Sie zögerte, doch dann umklammerte sie die große, weiße Hand ihres Herren und drückte ihre verweinten Augen dagegen. „Mein Geschenk für euch, Mylord!"
 

Sie seufzte vor Dankbarkeit, als die weiße Hand ihr über den Kopf streichelte und sie tätschelte, als wäre sie ein besonders gut dressierter Hund.
 

Voldemort sprach sehr leise und sanft zu ihr und in Bellatrix Augen trat dabei ein Glanz, als ob ihr in diesem Moment ein Blick ins Paradies gewährt worden wäre.
 

Und dann passierte es.
 

Ein Knall und die vier Türen des Saales fielen krachend aus ihren Angeln.
 

Voldemort wirbelte herum und zog seinen Zauberstab. Die Türen schmolzen wie Wachs im Feuer dahin und verwandelten sich in Moody, Lupin, Bill Weasley und eine Frau, die Hermine heute Mittag im Ordenslager das erste Mal gesehen hatte.
 

Bellatrix stieß einen erstickten Schrei aus. Eine Mischung aus Entsetzen und Wut verzerrte ihr Gesicht. Panik in den Augen wirbelte sie zu ihrem Herren herum und… lachte. Die Angst in ihrem Gesicht war einer reinen Freude gewichen.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde konnte Hermine einen Blick auf Snape erhaschen, dessen Gesicht zu einer teuflischen Fratze verzogen war, während sein Zauberstab wie der Taktstock eines Dirigenten auf und ab wedelte.
 

„Du!", zischte Voldemort, zu Bellatrix gewandt. Die hatte ebenfalls ihren Zauberstab erhoben und Hermine wusste nicht, ob sie wirklich auf ihren Herren gezielt hätte oder ihren Meister vor den sich verwandelnden Ordensleuten beschützen wollte.
 

Die Frage würde sich nicht klären lassen, denn sie starb durch Voldemorts Hand, noch ehe sie ihren eigenen Fluch aussprechen konnte.
 

Die Ordensleute feuerten Flüche ab, Voldemort beschwor innerhalb einer Millisekunde einen Schutzschild, doch es nützte ihm nichts, denn der Angriff, der ihn zu Fall bringen sollte, erfolgte hinterrücks.
 

Die drei verbleibenden Todesser schossen Voldemort von hinten in den Kopf. Eine Attacke, die er unmöglich kommen sehen konnte.
 

Der von Voldemort errichtete Schutzschild schwand wie Nebel und ließ nicht als den Nachklang eines Flimmerns, eines elektrisches Knistern in der Luft vielleicht, zurück. Schwand zu nichts dahin und nur noch die Gänsehaut der Lebenden, die wie unter elektrischer Spannung abstehenden Haare und ein Gefühl zwischen Übelkeit und Triumph blieb zurück.
 

Er war nicht tot.
 

Die Todesser, Snape, Malfoy und Rodolphus, hatten Wort gehalten. Die Ex-Auroren - und vermutlich in Bälde wieder eingesetzte - hätten nun herüberkommen können, um den Fang ihres Lebens zu machen. Da lag er, ein dicker Fisch, kapitaler Hirsch oder wie sonst man auch immer das Bedeutendste nennen mag, was man in seinem ganzen Leben je auf einer Jagd erlegen würde.
 

Sie brauchten einige Momente, um wieder zu sich zu finden und auch dann schafften sie es nicht, Voldemort zu berühren.
 

Hermine war sicher, dass man sie nur deswegen zuerst losband, um sich einen weiteren Moment des Mutsammelns gönnen zu können.
 

Moody und Lupin nahmen sich des bewusstlosen Voldemort an. Sie lähmten und fesselten ihn und das letzte, was Hermine von diesem Ungeheuer sah, waren seine langen, weißen Finger, als eine Masse, die wie schwarzes Gelee aussah, über seinen Körper floss und ihn einhüllte.
 

Snape ging zu seinen ehemaligen Kollegen, wollte helfen, doch sie wichen vor ihm zurück. Noch immer nicht gewillt ihm zu vertrauen. Wenn Hermine ruhiger gewesen wäre, hätte sie sich die Zeit genommen zu fragen, wie er es geschafft hatte, ihnen den genauen Standort des Wohltätigkeitszentrums mitzuteilen, wenn sie so wenig gewillt waren, ihm zuzuhören, doch angesichts eines geleeumhüllten Voldemorts zu ihren Füßen und all den Leuten um sie herum, die auf Moodys Ruf hin nachgekommen waren, beschloss sie, diese Überlegungen auf später zu verschieben.
 

Stattdessen setzte sie sich neben Lupin und Harry auf die Bühne und sah Voldemort bei seinem unfreiwilligen Abgang zu. Man würde ihn jetzt nach Nurmengard bringen, teilte Lupin mit, wo, wie er mit breitem Grinsen erklärte, man bereits eine Zelle für ihn hergerichtet und Wärter für ihn bestimmt hätte. Und keiner der Wärter sprach Englisch!
 

Snape rauschte mit aufgebauschter Robe aus dem Saal. Ein bestens gelaunter Malfoy hinterher. Bei seiner toten Schwägerin angekommen, hüpfte er leichtfüßig über ihren Leichnam hinweg und begann zu summen.
 

Eine Stunde später waren Snape, Lucius Malfoy, Rodolphus Lestrange, Moody und Lupin gemeinsam im Ministerium. Eine weinende Narzissa war vorhin zu ihnen gestoßen und klagte über den Tod ihrer Schwester.
 

Rodolphus tätschelte ihr gemeinsam mit Malfoy den Rücken. Keiner der beiden wirkte auch nur im Entferntesten bedrückt.
 

Hermine fühlte sich von soviel Frohsinn, angesichts der weinenden Frau, angewidert.
 

Sie selbst fühlte sich ausgelaugt, müde und tonnenschwer.
 

Es hätte einen ärgern können, wie überaus freimütig Malfoy der Presse vom heutigen Tag berichtete. Wie er strahlte, seinen Triumph genoss und immerhin genug Anstand besaß zuzugeben, dass die Ordensleute freiwillig bei seinem Plan mitgemacht hätten.
 

Doch alles, wozu Hermine noch imstande war, war zu gähnen und sich müde an Harrys Schulter zu lehnen. „Wie hast du Moody und Lupin eigentlich dazu bekommen mitzumachen?", flüsterte sie ihm leise ins Ohr.
 

Harry grinste breit und erklärte leichthin: „Ich habe ihnen gesagt, dass ich Malfoy gegenüber einen unbrechbaren Schwur geleistet hätte." Er zuckte die Achseln und zuckte fröhlich mit den Augenbrauen. „Naja… sie wollen doch nicht riskieren, dass ihr Retter tot umfällt. Oder?"
 

„Aber du hast doch gar nicht…"
 

„Na und?" Er winkte grinsend ab. „Solange wir dadurch am Ziel sind, ist mir das egal. Jetzt ist endlich Frieden! Jetzt ist alles wieder gut!"
 

Xxx
 

Draco Malfoy saß fassungslos im Gemeinschaftsraum der Slytherins und lauschte mit angehaltenem Atem den neuesten Nachrichten im Radio. Er hörte es wohl und doch konnte er es nicht glauben. Um ihn herum sprangen andere Schüler auf, schrieen, lachten, weinten und waren doch ebenso sprachlos wie Draco, denn keiner von ihnen war im Moment in der Lage, seine Gefühle in Worte zu kleiden.
 

Sie waren fassungslos und entsetzt über das, was sie hörten. Voldemorts Lügen, die Grausamkeiten, die er gegenüber seinen Anhängern befohlen hatte und all die Dinge, die Dracos Leben und Glauben darstellten.
 

Und sein Vater hatte Voldemort verraten. Alles… er hatte alles verraten. Draco überliefen eiskalte Schauer, als er die wohlvertraute Stimme seines Vaters lügen hörte, dass das alles ein schrecklicher Irrtum gewesen sei und er so glücklich sei, dass nun Friede herrschte.
 

Dracos Atmung beschleunigte sich. Das Zimmer begann sich um ihn herum drehen, als er die anderen Namen hörte, die daran beteiligt waren.
 

Draco hatte seinen Vater nie so sehr gehasst wie in dem Moment, als der Nachrichtensprecher von der Amnestie gegenüber den Malfoys sprach. Draco war kein Verräter. Er wollte keiner von denen sein, die von diesem Verrat profitierten.
 

Er stand auf und ging, als er von Bellatrix' Tod hörte und die Menge um ihn herum darauf zu jubeln begann.
 

Er taumelte blind durch die Gänge, bis er sich an der Treppe nach oben wiederfand. Ohne recht zu wissen warum, nahm er immer drei Stufen auf einmal, hinauf zu den anderen.
 

Er war nicht der einzige Slytherin, der nun auf die belebte Große Halle zusteuerte. Scharenweise rempelten ihn Schüler an, die ihn einfach nicht wahrzunehmen schienen. Als wäre er unsichtbar.
 

Die Große Halle selbst war voll lärmender, lauter Menschen. Draco konnte in diesem Wirrwarr keine Gesichter erkennen. Das war auch nicht nötig, denn allein die schiere Anzahl der hier Versammelten sagte ihm, dass seine Welt soeben vernichtet worden war.
 

Dort drinnen waren die, die sich freuten. Hier draußen war er.
 

Draco ließ die feiernden Menschen hinter sich, nahm die nächste Treppe nach oben und ging.
 

Er ging nirgendwohin, hatte kein bestimmtes Ziel. Er ging einfach nur weg.
 

Auf der Mitte der Treppe stellte sich auch das als zu viel, zu schwierig und zu anstrengend heraus. Seine Beine versagten ihm den Dienst, er brach in die Knie und sank ungelenk zu Boden. Er musste sich am Geländer festhalten, um nicht vollends den Halt zu verlieren, bis er endlich sicher saß.
 

Er hörte die anderen Schüler feiern. In der Großen Halle tobte das Leben und Draco spürte genau in diesem Moment, dass das, was andere Leben nannten, aus ihm gewichen war. Herausgesickert wie Blut aus einer Wunde, bis nichts mehr übrig war und nichts als eine leere Hülle zurückblieb.
 

Der Dunkle Lord war nicht mehr.
 

Die Todesser hatten sich ergeben. Einfach so. Als wäre das alles nur ein Spiel gewesen, das nun vorbei war, und die Kinder gingen nun nach Hause.
 

Der Krieg war vorbei.
 

Und beide Seiten hatten sich geeinigt. Einfach so…
 

Alles woran Draco geglaubt hatte, war dahin. Die Todesser hatten einfach keine Lust mehr gehabt? Aber das konnte nicht sein, das konnte nicht wahr sein.
 

Sein Vater hatte ihn verraten.
 

So kurz, so kurz vor dem Sieg und dieser versoffene Versager hatte einfach keine Lust mehr, zog den Schwanz ein und ergab sich, statt dass er Stärke bewiesen hätte und…
 

…sie waren doch so kurz vor dem Ziel.
 

Vater hatte es verdorben. Vater hatte alles verdorben.
 

Hatte Voldemort verraten… und Draco.
 

Hatte Draco um den Sieg betrogen und um den Triumph, der ihm doch sicher gewesen war.
 

Draco strich gedankenverloren über seinen linken Unterarm und beobachtete, wie sich am Fuße der Treppe ein Paar umarmte und küsste.
 

Er schüttelte dieses Bild ab, ignorierte das fröhliche Geschnatter, das von den beiden ausging und legte sich die Hände vors Gesicht.
 

Alles vorbei. Alles vorbei. Alles vorbei.
 

Bellatrix war tot und die anderen hochgestellten Todesser hatten sich einfach ergeben. Einfach… aufgegeben. Hatten diese Schweine, den Abfall, den Dreck… gewinnen lassen.
 

Hatten Draco seine Zukunft gestohlen.
 

Eine andere Stimme drang in seinen Geist. Er nahm die Hände von den Augen und sah, wie weit unten zwei Menschen die Große Halle betraten und mit Jubel empfangen wurden. Sie hielten einander im Arm, doch wurden sie Sekunden später auseinander gerissen, als eine Gruppe von anderen Schülern kam und sie umarmte.
 

Draco legte den Kopf schief. Einige seiner Leute standen da unten und sahen zu. Unschlüssig was sie tun sollten, standen sie nur da und beobachteten die große Masse der Feiernden. Selbst diejenigen, die auf seiner Seite gewesen waren – und das waren doch so viele gewesen, nicht wahr? - feierten, dass der Bürgerkrieg vorbei war.
 

Sie feierten. Sie feierten. Vor einigen Stunden hatten sie Draco zugehört und jetzt…
 

Draco legte sich wieder die Hände auf das Gesicht und schüttelte fassungslos den Kopf.
 

Der Werwolf Lupin war dort unten und - Draco drückte sich enger ans Treppengeländer und hoffte, dass man ihn von der Tür aus nicht sah – Professor McGonagall in Begleitung von Alastair Moody.
 

Potter war mit ihnen, Draco hörte ihn lachen. Schüler schlugen ihm auf die Schulter, reichten ihm irgendwelche Flaschen und lachten mit. Hermine stand dabei, ebenfalls mit einer Flasche in der Hand und jubelte. Ein Junge hatte seinen Arm um sie gelegt.
 

Natürlich, warum nicht? Sie war immer noch ein Schlammblut und jetzt konnte sie über ihn triumphieren und lachen. Er war froh, dass er derjenige war, der das Ganze beendet hatte. Von vorneherein sinnlos, hoffnungslos und absolut lächerlich. Aber sie würde ihm fehlen.
 

Er ihr wohl nicht. Sie hatte sich bereits Ersatz besorgt. Und so jemand Verlogenes hatte ihm noch vor wenigen Tagen gesagt, dass sie ihn liebte.

Sicher, da hätte er sie ja auch noch vor den Plänen des Lords schützen können. Jetzt dachte sie wohl, dass sie ihn nicht mehr brauchte. Verlogenes Weib.
 

Alles vorbei. Alles vorbei. Alles vorbei.
 

Und was jetzt?
 

Alle, zu denen er aufgeschaut hatte, waren entweder tot oder hatten sich als erbärmliche Versager und Feiglinge herausgestellt. Aber vielleicht… vielleicht… nein! Draco wollte sich nicht ergeben.
 

Niemals.
 

Aber da unten standen sie, die neuen, und feierten mit den Siegern.
 

Als ob dieses Kriegsende etwas Gutes wäre.
 

Diese dummen Kinder. Es war das Ende von allem, woran Draco seit frühester Kindheit geglaubt hatte und… was hatte er nicht alles für seine Familie getan und was hatte sie getan? Es interessierte sie überhaupt nicht. Sie hatte ihn verraten.
 

Draco sah wieder auf.
 

Potter stand immer noch in der Tür. Hermine neben ihm, umarmte irgendjemanden, dann wurde die Tür geschlossen. Er blieb hier alleine im Schatten der Treppe zurück.
 

Draco stand auf. Er wusste, was er zu tun hatte.
 

Er hatte alles verloren, was ihm wichtig war und ebenso wie diese Tür geschlossen worden war, hatten sich auch alle anderen Chancen in seinen Leben vor ihm verschlossen.
 

Für ihn gab es hier nichts mehr.
 

Draco ging die Treppe wieder hinunter und bog in den Korridor ein, der in der Treppe zu den Slytherinkerkern endete.
 

Er schrieb zwei Briefe.
 

Einen für Hermine. Ihr schrieb er, dass er sie vermisst hatte und es ihm sehr leid tat, dass ihre Beziehung so enden musste. Wenn die Dinge anders gewesen wären… und dass er sie liebte.
 

Und einen für seine Eltern. Hier schrieb er nichts von Liebe, sondern packte all seine Wut und alle Enttäuschung, die er in diesem Moment fühlte, in die wenigen Sätze, in denen er ihnen mitteilte, dass sie für ihn dreckige Verräter waren und er sie dafür verachtete, sein Leben zerstört zu haben.
 

Xxx
 

Hermine taumelte im Freudenrausch durch die Menge, ließ sich umarmen, küssen und beglückwünschen. Im Moment war es egal, wer hier auf welcher Seite stand. Der Schrecken war vorbei und man hatte vielen Todessern, vor allem den ganz jungen, Straffreiheit zugesichert, da die von Voldemort betriebene Propaganda so mächtig gewesen war, dass man sich kaum gegen diese Denkweise wehren konnte.
 

Moody hatte Hermine außerdem im Vertrauen gesagt, dass es einfach zu viele Sympathisanten wären, als das man sie alle aus dem Verkehr ziehen könnte. Der Staat würde zusammenbrechen.
 

Ob das nun gerecht war oder nicht, war Hermine in diesem Moment gleich. Endlich war es vorbei und endlich, endlich war die Angst vorbei.
 

Führende Todesser hatten sich ergeben. Diejenigen, die keine Amnestie erteilt bekamen, hatten sich freiwillig zu einer relativ kurzen Haftstrafe in Nurmengard verurteilen lassen. Harrys Meinung nach vor allem aus dem Grund, weil sie dort vor dem Unmut der belogenen Bevölkerung sicher waren. Sie würden dort ihre Zeit absitzen und dann, wenn sich die Wogen geglättet hatten, ein neues Leben beginnen.
 

Ein neues Leben… für alle. Auch für Draco. Wo war der eigentlich? Hermine ließ sich von ein paar Mitschülern auf einen der Häusertische helfen und spähte im Raum umher. Draco war normalerweise recht leicht in größeren Menschenmengen zu erkennen. Groß und weißblond wie er war, stach er überall heraus. Aber hier sah sie ihn nicht.
 

Mit einem mal überkam sie das dringende Bedürfnis, ihn noch einmal zu sehen und…ihn einfach zu sehen und ihm zu sagen, dass er gehen sollte. Immerhin war er auch fair genug gewesen sie zu warnen, sie sollte sich revanchieren.
 

Draco mochte Straferlass zugesichert bekommen haben, ob er sich darauf einlassen würde, vermochte sie nicht zu sagen. Sehr sicher war sie sich aber darüber, dass die anderen Schüler Draco die Strafe für seine Taten nicht erlassen würden, egal was der Minister sagte, sie würden sich an ihm rächen und deshalb musste er gehen.
 

Aber hier in der Halle war er nicht, nirgends. Ob er schon geflüchtet war? Hermine hätte ihn nun suchen können. Überall im Schloss und auf den Ländereien darum herum. Allein… sie hatte keine Lust dazu.
 

Einige Meter vor ihr ragte Hagrid hoch über die Köpfe der Schüler empor und knuddelte und küsste Herbert voll unbändiger Zuneigung. Herbert grinste breit und schmiegte sich an Hagrids Bart, als ob er ein Kater und kein Schwein wäre.
 

Hermine kramte in ihrem Umhang und fand sehr schnell, wonach sie gesucht hatte. Einen der letzten Zettel, die ihr Draco zugesteckt hatte. Sie hatte ihn als Andenken behalten und immer dann angesehen, wenn ihr danach war, sich richtig schlecht zu fühlen.
 

Heute standen die Dinge anders. Sie wollte sich gerade auf Herbert stürzen, als sie Harry von hinten am Arm packte und festhielt. „Wohin willst du denn? Wir sollen gleich eine Ansprache halten und alles erklären!"
 

Hermine schüttelte ihn unwillig ab. „Mach das mal alleine, du Held. Ich will jetzt erst zu Draco und…"
 

„Und?" Harry zog die Augenbrauen hoch. Ein trauriger Schatten huschte über sein Gesicht. Hermine seufzte. „Ich weiß gar nicht so recht. Ich will einfach mit ihm reden…" Harrys misstrauische Miene ließ ihr Gesicht erglühen. Natürlich konnte er sich denken, dass Hermines Gründe Draco zu sehen, nicht gutzuheißen waren. „Ich gehe mit!" Entweder traute er ihr nicht oder er machte sich Sorgen um sie. Er verstärkte den Griff um Hermines Arm und zog sie mit sich. „Ich habe das üble Gefühl, dass wir von ihm noch Ärger erwarten können."
 

Hermine protestierte und wand sich, doch es gelang ihr nicht, Harry abzuschütteln. Als er dann vor ihr Herbert aus Hagrid Armen gezogen hatte und dem fröhlich grunzenden Schwein die rosa Locken kraulte, musste Hermine sich geschlagen geben.
 

Sie hielt Herbert den Zettel vor die Nase und umfasste Harrys Taille. „Such, Herbert!"
 

Xxx
 

Hermine stand mit Harry vor einer Besenkammer. Herbert lag platt vor der Tür, grunzte zufrieden und rollte sich am Boden.
 

Die Tür war zu.
 

„Er ist nicht hier!" Harry zuckte gelassen die Achseln und legte Hermine den Arm um die Schultern. „Komm, gehen wir. Hier ist er nicht, Herbert muss irgendwie die Feinabstimmung fehlen. Vielleicht muss er sich erst wieder aufladen, bevor er gezielter suchen kann. Komm, wir suchen mal weiter hinten."
 

„Herbert irrt sich nie!", protestierte Hermine. Wie gebannt starrte sie auf eine massive Tür aus dunklem Holz, die die Besenkammer vor ihnen verschloss.
 

Harry wollte sie schon weiterziehen, doch Hermine blieb stehen. Sie zitterte wie Espenlaub und atmete flach. Probeweise drückte sie die Klinke nach unten, um zu öffnen, doch unmöglich, die Besenkammer war verschlossen „Die Tür ist zu!"
 

Harry zuckte die Achseln. „Ja, und? Willst du kehren? Komm, er ist sicher bei den Slytherins und…"
 

Hermine zitterte heftiger, ihr war speiübel und eiskalt. „Die Tür ist zu", wimmerte sie. „Harry, die Tür ist zu."
 

„Ja, und?" Er schob die Brille etwas weiter zurück und ließ von ihr ab.
 

Hermines Augen füllten sich mit Tränen, sie packte Harry am Arm und schrie: „Herbert irrt sich nie! Warum hat er die Tür zugeschlossen?"
 

Harry wich einen Schritt zurück, sah zu der verschlossenen Tür, vor der Herbert sich immer noch wohlig hin und her wälzte, zur kreidebleichen, schluchzenden Hermine, zurück zur Tür, zu Herbert und wieder zu Hermine. Vorsichtig, als fürchte er, er könnte etwas zerbrechen, legte er eine Hand auf das Holz. „Komm raus, Malfoy! Wir wollen nur mit dir reden."
 

Keine Reaktion. Harry wiederholte seine Aufforderung noch einmal und noch einmal, während Herbert sich zufrieden vor der Tür niederließ. Er hatte seine Arbeit getan und Draco gefunden.
 

Hermine wurde zunehmend unruhiger und letztendlich steckte sie auch Harry damit an. Er rüttelte, schob, drückte… „Hilf mir! Mach schon…!"
 

Hermine wurde erst jetzt bewusst, dass sie ihrer beider Umhänge in ihrer Hand hatte. Wie in Zeitlupe glitt die Welt um sie herum an ihr vorbei. Ihr Körper war taub und gehorchte ihr nicht mehr. Beide Umhänge fielen zu Boden und zwei Zauberstäbe fielen klappernd heraus. Hermine wich einen Schritt zurück, sie presste sich die Hände gegen die Schläfen und immer, immer wieder wimmerte sie: „Warum ist er da drin?"
 

Harry packte seinen Zauberstab und zielte. Hermine schlang die Arme um sich und wimmerte nur noch lauter, als die Tür auch nach dem „Alohomora" immer noch verschlossen blieb.
 

„Geh beiseite. Geht nicht anders!" Harry trat selbst einen Schritt zurück. „Ich versuche, es nur auf die Tür zu beschränken! Expluso!"
 

Ein weißer Blitz schoss aus Harrys Zauberstab, traf auf die verschlossene Tür und sprengte mit der Wucht einer Handgranate ein Loch in die Mauer. Harry und Hermine wichen zurück und bedeckten ihre Köpfe. Steine flogen an ihnen vorbei, Splitter trafen sie an Armen, Beinen und Bauch. Rauch quoll um sie herum auf. Dann war es vorbei.
 

Hermine schubste Harry zur Seite und obwohl ihre Beine so taub waren, dass sie glaubte, sie habe gar keine, rannte sie zu dem vor ihr klaffenden, rauchenden Loch in der Mauer. Aufgewühlter Staub und Qualm erfüllte die Kammer, so dass sie keine drei Zentimeter weit sehen konnte. Ein umgestürztes Regalgerüst, Besen, umgefallene Eimer, Putzlappen und ein paar Zeitschriften wurden langsam auf dem Boden sichtbar, als sich der Qualm lichtete.
 

Staub rieselte auf Hermines Arme, ihren Kopf und in ihre Augen. Langsam hob sie ihren Kopf und sah, vielleicht einen Meter vor sich, zwei Füße im Qualm baumeln.
 

Hermine schrie.
 

Harry stürzte zu ihr, verharrte neben Hermine, sah sich ebenfalls eine Sekunde lang verwirrt im Raum um, dann hob auch er die Augen und schrie: „Scheiße!" Hastig zog er seinen Zauberstab, vollführte ein Drehbewegung und Sekunden später wehte aller Qualm, Rauch und Staub zur Kammer hinaus.
 

Harry rannte um ihn herum, als wäre irgendwo ein Platz, an dem man Draco eher herunterziehen könnte. Er packte Dracos Füße und zog, doch nichts passierte. „Scheiße, geht nicht. Ich breche ihm eher das Genick!", krächzte seine vom Rauch raue Stimme. Statt weiter an Draco zu zerren, zog er wieder seinen Zauberstab, zielte auf das Seil, an dem Draco hing und feuerte einen gezielten Fluch ab. Er traf, zerriss das Seil und Draco fiel polternd zu Boden.
 

Draco, schlaff, blau im Gesicht und reglos. Hermine schrie und schrie und schrie.
 

Harry versuchte nicht, sie zu trösten, stattdessen beugte er sich über Draco und verpasste ihr eine Ohrfeige. „Hör sofort auf zu schreien, ich kann sonst nicht denken!"
 

Hermine wimmerte und kippte nach vorne, auf Dracos Brust. Es war einfach zuviel für klare Gedanken, Handlungen oder irgendein anderes Gefühl. Der Schock hatte alles, was denken konnte, in ihr gelähmt und nur nackte Hysterie zurückgelassen.
 

Statt auf Hermine einzugehen, hob Harry abermals seinen Zauberstab und ließ einen silberweißen Patronushirsch daraus hervorbrechen, der in schnellem Galopp davoneilte.
 

Xxx
 

Hermine hatte Angst. Nein, nicht Angst. Panik, die Sorte von Panik, die jedes überlegte Handeln unmöglich macht und lähmt. Statt zu helfen, torkelte sie unruhig im Gang auf und ab. Inmitten der Kammer knieten Harry, Lupin und Madam Pomfrey.
 

„Warum atmet er immer noch nicht?", schimpfte Lupin. „Das würde uns jetzt noch fehlen. Jetzt ist alles vorbei und wir haben hier einen toten Jungen herumliegen!"
 

Nutzlos und vollkommen überfordert mit der Situation konnte Hermine nichts anderes tun als im Weg zu sein und zu weinen. Pomfrey drehte sich nicht um, hob aber die Hand und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige.
 

Dann tat sie etwas, was sie Hermines Meinung nach vorher noch nicht getan hatte. Sie bedeutete Lupin, Dracos Kopf nach hinten zu überstrecken und schob ihm ihren Zauberstab fast vollkommen in den blutig aufgescheuerten Hals, der mittlerweile so blau und dick war wie eines der Tentakel des Riesenkraken im See.
 

„Der Hals ist zugeschwollen, wahrscheinlich kann er deswegen nicht mehr atmen. Ich setze ihm ein Band ein, das die Luftröhre stabilisiert!"
 

Sekunden, Minuten oder Stunden später kamen ein paar Heiler den Gang herunter. Madam Pomfrey musste sie gerufen haben, ehe sie selbst auf Harrys Patronus hin hierher geeilt war und auf dem Weg den aufdringlichen Lupin mitgeschleppt hatte.
 

Die drei Heiler vertrieben die Ersthelfer, ließen sich neben Draco auf die Knie fallen und murmelten allerlei seltsame Beschwörungen. Hermine sah, wie einer der Heiler Draco den Zauberstab in die Kehle steckte. Wie ein Schlauch begann sich der Stab auszuhöhlen und produzierte ein Sauggeräusch. Der Zauberstab wurde mit einem Band fixiert und pumpte als magisches Beatmungsgerät weiterhin Sauerstoff in Dracos Lungen.
 

Obwohl sich sein Brustkorb nun wieder hob und senkte, wirkte er dennoch ebenso tot wie zuvor. Die Haut nicht mehr blau, sondern bereits violett. Die Heiler schienen auch so zu denken. Sie maßen seinen Puls, leuchteten ihm in die Augen und eine Frau setzte den Zauberstab wie einen Elektroschocker auf Dracos Brust, woraufhin sich sein Körper aufbäumte und er wild zu zucken begann.
 

Wieder wurde der Puls gemessen und wild mit allerlei Werkzeug an ihm herumhantiert.
 

Hermine und versuchte immer wieder, sich an den Heilern vorbeizuschieben, um zu sehen, was diese Leute mit Draco machten und um sie zu fragen, was los sei. Jemand, sie sah nicht wer, zog sie beiseite und piekte sie mit der Spitze eines Zauberstabes in den Arm. Ein scharfes Brennen breitete sich in ihrer Armbeuge aus und strahlte kurz darauf in Ober- und Unterarm aus.
 

Die Welt um sie herum wurde wieder klarer. Eine asiatisch aussehende Frau kniete neben ihr. „Ich habe Ihnen ein Beruhigungsmittel gegeben. Kommen Sie, wir gehen hinaus."
 

Die Frau, obwohl kleiner und schmäler als Hermine, zog sie energisch nach oben und schob das immer noch zitternde Mädchen durch das Loch. Hermine wehrte sich, wollte zurück, doch die Frau bekam nun auch noch Unterstützung von Madam Pomfrey. „Sie nehmen ihn jetzt mit!"
 

Die Frau atmete tief durch und nickte zur Krankenschwester. „Das war gute Arbeit. Den Ring in den Hals einzusetzen. Sie hätten ihn noch drei Stunden weiter beatmen können und trotzdem wäre kein Sauerstoff reingekommen. Immerhin, die Chancen stehen ganz gut, dass er überlebt. Aber… wir bringen ihn jetzt weg. Sieht so aus, als wären bereits große Teile des Gehirns abgestorben!"
 

Vor Hermines Augen wurde es schwarz, sie kippte und sank in die hilfreichen Arme der sie auffangenden Heilerin. Die tätschelte ihr mütterlich die Schulter. „Wir können ihm helfen, aber er muss sofort ins Krankenhaus. Im Moment ist er stabil genug, dass er die Reise überleben kann!"
 

„Ich gehe mit!" Die Krankenschwester bestimmte das in einem Ton, der keinen Wiederspruch zuzulassen schien.
 

Ein weiterer Mann kam aus der Kammer. Hinter ihnen traten zwei zur Seite, den schwebenden Draco in ihrer Mitte. „Sie können jetzt nichts tun, wir müssen uns um sein Gehirn kümmern… Immerhin atmet er wieder!"
 

„Ich gehe mit!" Madam Pomfrey zog grimmig die Augenbrauen zusammen und legte den Arm um Hermines Schultern. „Sie geht auch mit. Wir haben Ihnen so einiges zu diesem Jungen zu sagen. Glauben Sie mir, das heute war noch das Normalste, was er n diesem ganzen Jahr gemacht hat!"
 

Die beiden Heiler tauschten verwirrte Blicke. „Bitte?"
 

„Ich gehe mit. Wir gehen mit!" Madam Pomfrey stemmte die Hände in die Hüften. „Ich bestehe darauf. Ich werde jetzt seine Krankenakte holen, die müssen Sie unbedingt sehen. Er darf auf gar keinen Fall einfach wieder entlassen werden. Er ist eine Gefahr für sich und andere und da muss endlich etwas unternommen werden!"
 

Die Asiatin, die Hermine auf merkwürdige Art bekannt vorkam, ergriff das Wort: „Sie wollen, dass er in der Psychiatrie vorgestellt wird?"
 

Madam Pomfrey nickte und zog Hermine an sich. „Ich gehe mit! Ich bestehe darauf. Da ist noch viel, viel mehr… ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn heute Abend schon wieder nach Hause schicken."
 

Die Heiler tauschten einen kurzen Blick, dann nickten sie und wiesen Hermine und Madam Pomfrey an, ihnen zu folgen.
 

A.N.1: So, der Krieg ist tatsächlich "schon" vorbei und alle Beteiligten hoffen nun wieder ihre Ruhe zu haben.

Ich würde sagen, dass nun das letzte Drittel der Story beginnt. Der Teil, wo die Beteiligten feststellen werden, dass die Probleme nicht automatisch gelöst sind, nur weil nicht mehr gekämpft wird.
 

Im nächsten Kapitel erfahren wir aber erstmal, wie es mit Draco weitergeht und was seine Eltern davon halten, dass ihr Sohn keine Lust auf Frieden hat (dafür aber umso mehr auf gewisse Schlammblüter).



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2012-07-04T18:18:59+00:00 04.07.2012 20:18
Ein super Kapitel.
Endlich haben sie den Irren weggesperrt. Das war ja ganz einfach, das hätte ihnen auch schon früher einfallen können. Wenigstens hat Voldi Bellatrix noch getötet, denn die hätte alles getan, um ihm wieder zur Freiheit zu verhelfen.
Dracos Welt ist zusammen gebrochen. Hoffentlich kann er sich noch an Hermine und ihre Zeit erinnern. Jetzt kommt er wenigstens da hin, wo man ihm helfen kann.
Schade, dass Hermine nicht schwanger ist. Ich hätte gerne Lucius Reaktion gelesen, wenn er es erfährt. Wäre bestimmt lustig geworden.
Danke für deine ENS. Hab mich sehr gefreut.

Lg Omama63


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